Hinter dem Fluss
Ein Landstrich, der an seiner engsten Stelle gerade mal wenige Kilometer breit ist. Ein Staat, den es nicht gibt. Ein Schutzraum für die russischsprachige Minderheit Moldawiens. Ein Freilichtmuseum, in welchem säuberlich konservierte Sowjet-Erinnerungskultur darauf wartet, entdeckt zu werden. Ein oligarchisch-regiertes Elitenprojekt. Ein abgekühlter Konflikt, der das Potential birgt, sich in den nächsten Jahren zu einem geopolitischen Schauplatz zwischen der EU und Russland zu entwickeln.
Transnistrien lässt sich aus vielen Perspektiven verstehen. Gleichzeitig hinterlässt ein Besuch viele Eindrücke. Folgt man der mittlerweile stattlichen Anzahl an Reiseberichten in deutschen Feuilletons, Travelblogs und Bilderstrecken, so haben sie oft eines gemein: Die Besonderheit der Region liegt in dem Dilemma des Nicht-Anerkanntseins sowie der Konservierung des Sozialismus, und zwar mit dem Verweis darauf, dass das Rohmaterial hierfür
dort wirklich noch existiert – omnipräsente Lenin-Statuen, sowjetischen Kriegsdenkmäler, militaristische Stadtbilder aus Panzern und Soldat_innen, und nicht zuletzt die Tatsache, dass Transnistrien als einziger Staat Europas das Hammer und Sichel Symbol auf seiner Fahne führt. Diese Aspekte verführen dazu, die Region als sowjetisches Freilichtmuseum zu deklarieren, in welchem der Charme von „damals“ noch immer greifbar ist und die Region ab östlich des Dniester-Flusses in einem sozialistischem Dornröschenschlaf liegt. Dies zeichnet jedoch nicht nur ein grob vereinfachendes Bild der Menschen und Lebensrealitäten vor Ort, sondern lenkt auch von der Relevanz ab, die dieses östliches Grenzgebiet für die europäische Politik der kommenden Jahrzehnte haben wird. Ein Ortsbesuch.
Text: Paul Sperneac Wolfer
Hinter dem Fluss
Ein Landstrich, der an seiner engsten Stelle gerade mal wenige Kilometer breit ist. Ein Staat, den es nicht gibt. Ein Schutzraum für die russischsprachige Minderheit Moldawiens. Ein Freilichtmuseum, in welchem säuberlich konservierte Sowjet-Erinnerungskultur darauf wartet, entdeckt zu werden. Ein oligarchisch-regiertes Elitenprojekt. Ein abgekühlter Konflikt, der das Potential birgt, sich in den nächsten Jahren zu einem geopolitischen Schauplatz zwischen der EU und Russland zu entwickeln.
Transnistrien lässt sich aus vielen Perspektiven verstehen. Gleichzeitig hinterlässt ein Besuch viele Eindrücke. Folgt man der mittlerweile stattlichen Anzahl an Reiseberichten in deutschen Feuilletons, Travelblogs und Bilderstrecken, so haben sie oft eines gemein: Die Besonderheit der Region liegt in dem Dilemma des Nicht-Anerkanntseins sowie der Konservierung des Sozialismus, und zwar mit dem Verweis darauf, dass das Rohmaterial hierfür
dort wirklich noch existiert – omnipräsente Lenin-Statuen, sowjetischen Kriegsdenkmäler, militaristische Stadtbilder aus Panzern und Soldat_innen, und nicht zuletzt die Tatsache, dass Transnistrien als einziger Staat Europas das Hammer und Sichel Symbol auf seiner Fahne führt.
Diese Aspekte verführen dazu, die Region als sowjetisches Freilichtmuseum zu deklarieren, in welchem der Charme von „damals“ noch immer greifbar ist und die Region ab östlich des Dniester-Flusses in einem sozialistischem Dornröschenschlaf liegt. Dies zeichnet jedoch nicht nur ein grob vereinfachendes Bild der Menschen und Lebensrealitäten vor Ort, sondern lenkt auch von der Relevanz ab, die dieses östliches Grenzgebiet für die europäische Politik der kommenden Jahrzehnte haben wird. Ein Ortsbesuch.
Text: Paul Sperneac Wolfer